Die diesjährige Vortragsreihe im FORUM Bauhütte stand ganz unter dem Motto Internationales. Es gab mehrere Vorträge von Referent:innen, die von ihren Projekten in Afrika, Thailand und Asien berichteten. Zudem gab es Vorträge zu Großbauprojekten wie etwa dem Nord-Ostsee-Kanal. Und zum Abschluss der Reihe hielt ein Professor der Fakultät seine Antrittsvorlesung.

Es folgen kurze Berichte zu den einzelnen Abendvorträgen.

Jan Spreen mit dem Vortrag „Einfach gut?“
am 26-04-2023

Den Auftakt der Vortragsreihe im Sommersemester 2023 machte Jan Spreen. Der gebürtig in Hamburg geborene Architekt gründete 1998 sein eigenes Büro namens Spreen Architekten. Vor gefüllten Reihen sprach er über qualitativ herausragende  Bildungs- und Verwaltungsbauten, allesamt Wettbewerbserfolge des Büros Spreen Architekten aus München, die uns zum Auftakt der Reihe beispielhaft einen Blick auf den Status Quo, einfach guter Bauten in Deutschland geben sollte.

Dipl.-Ing. Jochen Scherer mit dem Vortrag „International Consulting – Erfahrungen eines deutschen Ingenieurbüros“
am 03-05-2023

Wie bedeutend die eigene Arbeit sein kann, zeigte Dipl.-Ing. Jochen Scherer, als er im Rahmen eines Projektes in Afrika 400.000 Menschen erstmals einen Wasseranschluss ermöglichte. Scherer arbeitet für die Firma Gauff Engineering, die weltweit Niederlassungen wie etwa im Tschad, Nigeria, Kenia oder Äthiopien hat. Grund dafür ist, dass die Firma Gauff in Afrika viele Wasser- sowie Energieprojekte betreut, die von globalen Banken über Kredite finanziert werden. Um gewisse Sicherheiten zu gewährleisten, gibt es standardisierte (FIDIC) Verträge sowie Versicherungen, die bei Unruhen, Krieg oder Rebellionen greifen. Darüber und über die interkulturellen Herausforderungen solcher Projekte berichtete Jochen Scherer am zweiten Abend.

Jan Glasmeier mit dem Vortrag „Design / Build Projekte im globalen Süden“
am 10-05-2023

„Ich erzähle immer gern, was schiefgelaufen ist.“ Solch eine Aussage erwartet man wohl kaum bei einem Vortrag. Sobald der Architekt Jan Glasmeier mit seinem Vortrag jedoch startete, war schnell klar, dass er kein gewöhnlicher Architekt ist. Kurz nach Ende seines Studiums an der TU Darmstadt verschlug es ihn ins Ausland mit dem Ziel Asien. Im Austausch mit Einheimischen ergaben sich Projekte für Glasmeier, wie etwa eine Klinik, die rein aus Spendengeldern finanziert wurde. Da das Budget bei nicht mal 10.000 $ lag, griff er auf Baumaterialien aus der Region zurück, wie etwa Lehn, Holz, Bambus und Kalk. Was die Realisierung solcher Projekte aber überhaupt erst möglich macht, ist die Unterstützung der Bevölkerung. Bei einem weiteren Projekte – der Bau einer Schule – halfen neben Schüler:innen und Lehrer:innen auch Freiwillige sowie Soldat:innen mit. Von diesen und vielen weiteren Projekten sprach Jan Glasmeier am dritten Abend, für den eine Rückkehr in ein deutsches Architekturbüro unvorstellbar geworden ist.

Dipl.-Ing. Michael Dormann mit dem Vortrag „Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals“
am 17-05-2023

Wenn eine Autobahn verbreitert wird, ist das mittlerweile nichts Ungewöhnliches. Wenn aber eine Wasserstraße wie etwa der Nord-Ostsee-Kanal von 45 auf 90 Meter verbreitert wird, ist das in der Tat etwas Besonderes. In seinem Vortrag stellte Dipl.-Ing. Michael Dormann, der für das europaweit größte Ingenieurbüro SWECO arbeitet, dieses Großbauprojekt vor. Nach einer kurzen Firmenvorstellung und einem geschichtlichen Umriss des Kanals, berichtete er über die konkreten Bauabschnitte des östlichen Kanalabschnitts. Da längere Zeit nicht klar war, ob es überhaupt weitergeht, entschieden sich die Auftraggeber aus Gründen der Sicherheit sowie der Attraktivität für den weiteren Ausbau. Neben der Abtragung und Umverteilung von gewaltigen Erdmassen musste der Bau zudem noch bei laufenden Schiffsverkehr erfolgen. Von dieser und vielen weiteren Herausforderungen berichtete Michael Dormann am vierten Abend. 

Prof. Pimolsiri Prajongsan mit dem Vortrag „Built environment design and climate change – case studies from Bangkok”
am 24-05-2023

Im Wintersemester 22/23 stattete Prof. Gunther Benkert mitunter der Silpakorn University in Bangkok (Thailand) einen Besuch ab. Dort lernte er die Professorin Pimolsiri Prajongsan kennen, mit der er sich über die baulichen Herausforderungen des Klimawandels unterhielt. Sechs Monate später hielt sie zu diesem Thema einen Vortrag im FORUM Bauhütte. Das Klima Thailands zeichnet sich durch seine sehr hohe Luftfeuchtigkeit aus, die stetig zunimmt. Umso wichtiger ist es ein Mikroklima zu generieren und natürliche Gegebenheiten, wie etwa den Wind zu nutzen. Nicht selten werden Windsimulationen erstellt, um die bestmögliche Baulage eines Gebäudes zu ermitteln. Zudem kann durch den Einsatz von winddurchlässigen Außenfassaden kann ein Mikroklima entstehen, das für Wohlbefinden sorgt. Anhand mehrerer Bauprojekte zeigte sie konkrete Anwendungsbeispiele.

Prof. Albert Dischinger mit seiner Antrittsvorlesung 
am 31-05-2023

Wer als Professor:in an der FAB lehrt, kommt um diesen Pflichttermin nicht herum: die Antrittsvorlesung im FORUM Bauhütte. Auf was es an diesem Abend aber in Wirklichkeit ankommt, fasste Albert Dischinger augenzwinkert in seinen Worten so zusammen: „Was Gscheits danach, sonst kommt keiner zum Termin.“ Bevor es jedoch zu Bratwürsten, Fingerfood und Dessert überging, hielt Albert Dischinger seine Vorlesung. Neben einem Vergleich der Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen mit zwei Weidekoppeln, ging es direkt mit dem Plädoyer für Wohnblocks weiter. Diese Dichte müsse jedoch auch Qualität haben. Dabei kann es auch erforderlich sein Straßen aufzureißen, um Raum für Radwege und Grünanlagen zu schaffen, wie es Paris bereits macht. Zum Ende seines Vortrags gab Herr Dischinger nochmals kurze Einblicke in die Arbeiten seines Büros, das er gemeinsam mit seiner Frau leitet. Albert Dischinger schafft es mit seiner Rhetorik immer wieder die Menschen mitzureisen, sodass der letzte Bauhütten-Vortrag im Sommersemester 2023 ein glorreicher Abschluss war.